9.November: Mauerfall & Reichspogromnacht erklärt
aktualisiert am 9. November 2025 by admin
Ganz ehrlich: Der 9. November lässt mich jedes Jahr kurz innehalten – nicht nur, weil er so viel Hoffnung, sondern auch so viel Schmerz trägt. Einerseits erinnern Lichter an offene Grenzen; andererseits mahnen Namen, Steine und stille Orte.
Genau dieses Spannungsfeld macht den Tag so wichtig – und genau deshalb lohnt ein genauer, aktueller Blick.
Mauerfall: Der 9. November zwischen Hoffnung und Mahnung
Der 9. November ist ein Datum mit doppelter Wucht. Denn an ihm verdichten sich gleich mehrere Kapitel deutscher Geschichte: die Novemberrevolution 1918, der Hitler-Ludendorff-Putsch 1923, die Reichspogromnacht 1938 – und schließlich der Mauerfall 1989. Heute spricht man deshalb oft vom „Schicksalstag der Deutschen“. Gerade weil Freude und Trauer hier so eng beieinander liegen, sollten wir über Fakten, Zusammenhänge und die Art, wie wir erinnern, sprechen – und zwar so, dass jede:r schnell versteht, worum es geht, und direkt handfeste Anhaltspunkte findet.
Damit das gelingt, orientiert sich dieser Ratgeber an der Suchintention, die aktuell in den SERPs dominiert: Nutzer:innen wollen (1) eine klare, kompakte Einordnung, (2) eine verständliche Zeitleiste mit den wichtigsten Eckpunkten, (3) gut erklärte Hintergründe zu Mauerbau, friedlicher Revolution und Öffnung der Grenze sowie (4) eine sachliche, respektvolle Darstellung der Reichspogromnacht (häufig – wenngleich sprachlich nicht korrekt – als „Progromnacht“ geschrieben). Außerdem suchen viele nach praxistauglichen Ideen für Gedenken, Unterricht und lokale Aktionen – genau das liefern die folgenden Abschnitte.
Warum dieser Tag uns alle betrifft
Der 9. November führt vor Augen, wie Gesellschaft kippen kann – nach oben in Richtung Freiheit, aber eben auch nach unten in Richtung Entmenschlichung. Der Mauerfall steht für Zivilcourage, friedlichen Druck von unten und das Ende einer Diktatur. Die Reichspogromnacht steht für enthemmte, staatlich organisierte Gewalt gegen Jüdinnen und Juden – ausgelöst, gelenkt und gedeckt von einem Regime, das den Menschen die Würde absprach. Diese doppelte Perspektive ist unbequem, aber notwendig. Denn sie hält Erinnerung lebendig und macht sie handlungsleitend für Gegenwart und Zukunft.
Kurzer Überblick – was geschah 1938 und 1989?
- 9./10. November 1938: Synagogen brennen, jüdische Geschäfte werden zerstört, Menschen werden erniedrigt, misshandelt, verschleppt. Die Gewalt kommt nicht „spontan“, sondern wird vom NS-Staat vorbereitet, angestachelt und gedeckt. Heute spricht man überwiegend von den Novemberpogromen 1938 bzw. der Reichspogromnacht. Wer den Tag ernst nimmt, gedenkt seiner Opfer – und richtet den Blick zugleich auf Antisemitismus heute.
- 9. November 1989: Nach Monaten von Protest, Ausreisen und Reformdruck wird am Abend die Grenze zwischen Ost und West in Berlin geöffnet. Bilder von jubelnden Menschen, Trabis, die in den Westen rollen, und Mauersegmenten, die zu fallen beginnen, gehen um die Welt. Dieser Schritt leitet das Ende der SED-Diktatur ein und macht den Weg zur Wiedervereinigung frei.
Zeitleiste der Schlüsselereignisse rund um den 9. November
| Jahr/Datum | Ereignis | Was passierte? | Bedeutung | Was wir daraus lernen |
|---|---|---|---|---|
| 1918, 9. Nov. | Ausrufung der Republik | In Berlin wird die Monarchie beendet, die Republik ausgerufen. | Startpunkt demokratischer Neuordnung. | Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit – sie braucht Schutz. |
| 1923, 8./9. Nov. | Hitler-Ludendorff-Putsch | Gescheiterter Putschversuch in München. | Frühwarnsignal für den Aufstieg des Nationalsozialismus. | Radikalisierung beginnt oft laut – und wird gefährlich, wenn sie verharmlost wird. |
| 1938, 9./10. Nov. | Reichspogromnacht | Synagogen brennen, Geschäfte werden zerstört, Menschen werden verschleppt. | Eskalation des staatlichen Antisemitismus. | Wer „entmenschlicht“, bereitet Gewalt den Boden. |
| 1961, 13. Aug. | Mauerbau | DDR schließt die Grenze, Familien werden getrennt. | Zementierung der deutschen Teilung. | Unfreiheit wird oft „begründet“ – bleibt aber Unrecht. |
| 1989, Herbst | Friedliche Revolution | Demonstrationen, Ausreisen, Reformdruck. | Gesellschaftlicher Druck von unten wird unübersehbar. | Gewaltlosigkeit kann Systeme zum Wanken bringen. |
| 1989, 9. Nov. | Grenzöffnung | Menschen strömen über die innerstädtischen Übergänge. | Symbol des Endes der SED-Diktatur. | Wenn der Moment reif ist, zählt Zivilcourage. |
| 1990, 3. Okt. | Einheit | Die DDR tritt der Bundesrepublik bei. | Vollzug der Wiedervereinigung. | Politische Fenster schließen sich – man muss sie nutzen. |
| 2009–heute | Gedenken | Jährliche Veranstaltungen, Forschung, Bildungsarbeit. | Erinnerungskultur wird vielseitiger. | Gedenken ist lebendig, wenn es Teil des Alltags ist. |
Was zur Öffnung der Grenze führte
Damit der 9. November 1989 überhaupt möglich wurde, brauchte es viele Vorläufer. Über Jahrzehnte erlebten Menschen in der DDR Reisebeschränkungen, Zensur und Repression. Dennoch blieben sie nicht stumm. Bürgerrechtsgruppen wuchsen, Kirchen boten Räume, es gab Ausreisen und Ausreisetreffen, Fluchten über Drittstaaten und eine Opposition, die nicht mehr zu übersehen war. Schließlich prallten wirtschaftliche Probleme, verkrustete Strukturen und Reformimpulse – auch aus anderen Ländern Osteuropas – aufeinander. Das Ergebnis war ein System, das wankte, und eine Bevölkerung, die sich nicht mehr einschüchtern ließ.
Und dann kam jener Abend: eine missverständliche, unglückliche Kommunikation auf einer Pressekonferenz, die von vielen als „ab sofort“ verstanden wurde, und ein Grenzregime, das dem Druck der Menschen schrittweise nachgab. Am Ende stand eine offene Grenze – und ein Bild, das sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat.
Der Abend des 9. November 1989 – Schritt für Schritt
Damit Sie es klar und übersichtlich vor Augen haben, hier die zentralen Stationen dieses Abends – bewusst ohne Zahlendetail, dafür mit verständlicher Dramaturgie:
- Tagung – Erwartungsdruck – Entwurf: Politische Spitzen diskutieren über Reiseerleichterungen. Ein Entwurf wird formuliert, intern abgestimmt und an den Apparat gegeben.
- Pressekonferenz – ein Satz mit Wucht: Auf Nachfrage erklärt ein SED-Funktionär, die Regelung gelte „sofort“ – wörtlich oder mindestens so gehört. Die Nachricht ist draußen.
- Rasende Verbreitung: Medien, Agenturen und Mundpropaganda tragen die Botschaft in Wohnzimmer, Treppenhäuser und auf Straßen.
- Menschen strömen zu den Übergängen: Familien, Nachbar:innen, Freundeskreise – erst Dutzende, dann Hunderte und schließlich viele Tausende.
- Unsicherheit an den Schranken: Lokale Dienststellen fragen nach, erhalten aber keine klaren, einheitlichen Anweisungen.
- Praktische Vernunft setzt ein: Unter dem Druck der Situation kippt die Praxis – zuerst zögerlich, dann flächiger.
- Die Bilder gehen um die Welt: Trabis, Umarmungen, Freudentränen – die Ikonographie der Freiheit entsteht im Minutentakt.
- Die Nacht gehört den Menschen: Grenzen öffnen sich, Städte mischen sich, Erinnerungen entstehen – für immer.
- Der Morgen danach: Erste Strukturierung, erste Fragen: Wie geht es weiter? Was bedeutet das institutionell, rechtlich, wirtschaftlich?
- Das große Danach: In den Monaten darauf folgen Verhandlungen, Wahlen, Verträge und schließlich die Einheit.
Reichspogromnacht – Worte finden für das Unfassbare
Über die Reichspogromnacht zu schreiben, erfordert Sorgfalt. Der Begriff „Kristallnacht“ taucht bis heute auf, verschleiert aber mit seinem Klang die Brutalität der Taten. Treffender sind Novemberpogrome 1938 bzw. Reichspogromnacht. Denn es ging nicht um „kaputte Schaufenster“, sondern um die systematische Entmenschlichung, um gezielte Zerstörung jüdischer Kultur- und Gebetshäuser und um die Misshandlung und Verschleppung von Menschen. Der NS-Staat duldete die Gewalt nicht nur – er steuerte sie. Wer die Bilder von brennenden Synagogen und die Berichte über den demütigenden Zwang „danach“ liest, versteht, wie früh offen sichtbar war, wohin dieser Weg führen sollte.
Gerade deshalb ist es heute wichtig, Antisemitismus nicht zu relativieren, nicht zu instrumentalisieren und nicht „später“ zu adressieren, sondern sofort – in Schulen, Verwaltungen, Vereinen, Sport und Kultur. Gedenken ist keine Pflichtübung; es ist gelebte Verantwortung.
Gemeinsam denken: Freude und Trauer am selben Tag
Manche fragen: „Wie kann man feiern, wenn man gleichzeitig trauert?“ Die ehrliche Antwort lautet: indem man beides ernst nimmt. Wer am Vormittag Namen verliest, kann am Abend Kerzen an der ehemaligen Mauer entzünden – und umgekehrt. Das eine schmälert das andere nicht. Im Gegenteil: Gerade das Nebeneinander schärft den Blick.
- Empathie zuerst: Erklären, zuhören, aushalten.
- Kontexte sauber trennen: Reichspogromnacht ist kein „historischer Unfall“, der Mauerfall ist kein „zufälliger Glücksfall“.
- Sprache bewusst wählen: Keine Verharmlosung, keine Überhöhung, kein Zynismus.
- Räume und Rituale: Schweigeminute, Lesung, Gesprächsrunde, Stadtspaziergang, Zeitzeug:innen-Formate.
Suchintention 2025: Was Nutzer:innen wirklich wissen wollen (und was Sie hier finden)
Aktuelle Suchergebnisse zeigen für „Mauerfall“ und „Reichspogromnacht“ vor allem diese Bedürfnisse:
- Einfacher Überblick in 3–5 Minuten: Dafür dienen Einleitung, Kurzüberblick und Zeitleiste.
- Vertiefung ohne Hürden: Dafür gibt es die Abschnitte zu Hintergründen und der Schritt-für-Schritt-Erzählung.
- Konkrete Praxisideen: Sie finden unten Checklisten für Schulen, Vereine und Kommunen.
- Verlässliche Basisquellen: Im Fließtext verlinken wir bewusst knapp auf zwei vertrauenswürdige Einstiege (siehe unten).
So dockt dieser Artikel an die Erwartungen der Seite-1-Ergebnisse an – mit klarer Struktur, klarer Sprache und einer Balance aus Überblick, Tiefe und Nutzwert.
So gestalten Sie den 9. November vor Ort
Für Schulen
- Doppelte Perspektive im Stundenplan: Vormittags Biografiearbeit zu jüdischem Leben in der eigenen Stadt (damals/heute). Nachmittags ein Lernspaziergang zu Orten der Teilung und Einheit.
- Quellenarbeit leicht gemacht: Kurze Textauszüge, Fotos, Karten – jeweils mit Leitfragen („Was siehst du? Was bedeutet das? Was fehlt?“).
- Resonanz sichern: Am Ende sammelt jede Klasse einen Satz „Was ich mitnehme“ – sichtbar im Schulhaus.
- Empathie-Station: Ein ruhiger Raum, Kerzen, Namen, ein Gästebuch.
Für Vereine & Initiativen
- Kooperation statt Alleingang: Bibliothek, Kirchengemeinde, Sportverein und Jugendtreff bündeln Kräfte – so entstehen Programme, die viele erreichen.
- Niederschwellige Angebote: Stadtspaziergang, Filmabend mit Gespräch, „Offenes Mikro“ für kurze persönliche Geschichten.
- Sichtbarkeit erhöhen: Plakatwände, Litfaßsäulen, Social-Media-Kacheln mit lokalen Motiven.
- Sicherheit mitdenken: Insbesondere bei Gedenkveranstaltungen an jüdischen Orten ist enge Abstimmung mit Gemeinde und Behörden wichtig.
Für Kommunen
- Leitlinie „Erinnern & Verbinden“: Ein Programm, das beides sichtbar macht – Gedenkzeremonie am frühen Abend, danach ein Format der Begegnung.
- Orte aktivieren: Denkmal, Mahnmal, ehemalige Grenzlinie, Zeitzeug:innen-Café, Stadtarchiv.
- Barrierefreiheit und Mehrsprachigkeit: Leichte Sprache, Gebärdensprach-Dolmetschung, Übersetzungen der Kerntexte.
- Datenpflege: Lokale Gedenkorte online mit Fotos, Kurztexten und Kalender pflegen – damit Menschen schnell finden, was sie suchen.
Debatten von heute: Erinnerungskultur, Antisemitismus, Desinformation
Erinnerung ist nichts Statisches. Sie verändert sich, wenn Gesellschaft sich verändert. Gerade im digitalen Raum prallen Fakten, Meinungen und Mythen aufeinander. Drei Punkte sind daher 2025 besonders wichtig:
- Antisemitismus ernst nehmen – immer, überall: Er beginnt selten mit Parolen. Er kommt oft als „Witz“, als „nur mal sagen dürfen“ oder als Relativierung. Und er wird gefährlich, wenn er unwidersprochen bleibt.
- Historische Vergleiche mit Maß: Wer alles mit allem vergleicht, vernebelt mehr, als er erklärt. Präzision ist Respekt.
- Quellenkompetenz fördern: Bilder, Schnipsel, Halbsätze – das Netz belohnt Tempo. Erinnerungskultur braucht hingegen Langsamkeit, Einordnung und die Bereitschaft, auch Ambivalenzen auszuhalten.
Orte, an denen Geschichte greifbar wird
- Gedenkorte jüdischen Lebens: Synagogenplätze, ehemalige Schulhäuser, Stolpersteine, lokale Erinnerungsinitiativen.
- Orte der Teilung und Einheit: Reste der Grenzanlagen, Dokumentationszentren, Stadtmuseen, Zeitzeugenarchive.
- Stadtrundgänge: Thematische Routen, die beide Perspektiven verbinden – mit kurzen, gut erzählten Stopps.
Tipp: Machen Sie ein „Doppel-Mapping“. Markieren Sie auf einer Stadtkarte Gedenkorte zur Reichspogromnacht und Orte, die an die Teilung erinnern. So wird sichtbar, wie nah beides beieinander liegt – geografisch und emotional.
Häufige Missverständnisse – kurz klargestellt
- „Die Reichspogromnacht war ein spontaner Ausbruch.“ – Nein. Sie war organisiert, gelenkt und gedeckt. Wer das verschweigt, verharmlost Täterverantwortung.
- „Der Mauerfall war Zufall.“ – Es gab Zufälle, ja. Aber ohne monatelange Proteste, Ausreisen und gesellschaftlichen Druck wäre die Öffnung kaum so gekommen.
- „Über Vergangenheit sollte man irgendwann ‚Schlussstrich‘ ziehen.“ – Erinnerung ist kein Selbstzweck. Sie schützt Gegenwart und Zukunft – wenn sie konkret bleibt und Konsequenzen hat.
- „Gedenken ist nur was für Historiker:innen.“ – Gedenken ist eine Haltung, die jede:r üben kann: zuhören, nachfragen, widersprechen, handeln.
Ein kompakter Ablaufplan für den 9. November (für Orte jeder Größe)
Vormittag (Gedenken, 60–90 Min.)
- Kurzer Input zu den Novemberpogromen – ohne Schockbilder, mit Fokus auf Würde der Opfer.
- Lokale Spurensuche: Welche Namen, welche Orte, welche Geschichten gibt es hier?
- Gemeinsames Ritual: Kerzen, Blumen, Lesung, Musik – respektvoll und ruhig.
Nachmittag (Bildung, 90–120 Min.)
- Workshop „Grenzen im Alltag“: Was bedeutet Freiheit für mich, was bedeutet Grenze?
- Lernspaziergang entlang der ehemaligen Teilungslinie (oder einer symbolischen Route).
- Gesprächsrunde mit Zeitzeug:innen oder lokalen Initiativen.
Abend (Begegnung, 60–120 Min.)
- Offene Bühne für persönliche Erinnerungen, Briefe, Fotos, Objekte.
- Moderiertes Gespräch: Was nehmen wir mit? Was wollen wir bis zum nächsten Jahr verändern?
- Dokumentation: Fotos, fünf O-Töne, ein kurzer Text – online stellen, damit es Kreise zieht.
Sprache und Begriffe – schnell erklärt
- „Reichspogromnacht“ / „Novemberpogrome 1938“: heute bevorzugte Begriffe, weil sie die Gewalt klar benennen.
- „Kristallnacht“: historisch verbreitet, aber verharmlosend, weil er die Zerstörung von Dingen in den Vordergrund stellt.
- „Progromnacht“: eine häufige (falsche) Schreibweise; richtig ist Pogromnacht.
- „Friedliche Revolution“: Sammelbegriff für Proteste, Ausreisen, Opposition und zivilgesellschaftlichen Druck 1989.
- „Mauerfall“: Kurzform für die Grenzöffnung in Berlin am Abend des 9. November 1989.
Umgang mit Kontroversen
- Erst verstehen, dann werten: Wer vorschnell moralisiert, verliert Menschen. Wer erklärt, gewinnt sie.
- Betroffene zu Wort kommen lassen: Jüdische Stimmen, ostdeutsche Perspektiven, lokale Erfahrungen – Vielfalt macht stark.
- Polarität zulassen, aber Grenzen markieren: Meinungsfreiheit endet dort, wo Menschenwürde verletzt wird.
- Medienkompetenz fördern: Fakten prüfen, Bilder kontextualisieren, Quellen benennen.
- Nachhaltig denken: Gedenken ist kein Event. Es ist eine Aufgabe – das ganze Jahr.
Häufige Fragen (FAQ)
Warum wird der 9. November „Schicksalstag“ genannt?
Weil an diesem Datum mehrere, sehr unterschiedliche Weichenstellungen der deutschen Geschichte stattfanden – von demokratischen Aufbrüchen bis zu Gewalt und Terror. Diese Verdichtung macht den Tag besonders.
Wie spricht man richtig – „Pogromnacht“, „Progromnacht“ oder „Kristallnacht“?
„Pogromnacht“ ist sprachlich korrekt; „Reichspogromnacht“ ist der präzisere historische Begriff. „Kristallnacht“ wirkt verharmlosend, weil er den Fokus auf Glasscherben statt auf Gewalt gegen Menschen legt.
Ist „Feiern“ am 9. November respektlos?
Nicht, wenn Feiern und Gedenken sauber getrennt und beide ernst genommen werden. Viele Orte wählen ein Programm mit einem klaren Gedenkblock und einem eigenen Raum für die Freude über 1989.
Wie erkläre ich Kindern die Reichspogromnacht?
Kindgerecht, ohne Schockbilder, mit Fokus auf Würde, Empathie und „Was können wir heute tun, damit alle sicher leben?“. Praktisch helfen Biografien, Bilder von Orten vor Ort und Rituale des Gedenkens.
Welche Rolle spielte Zivilcourage 1989?
Eine enorme. Ohne den Mut vieler – auf der Straße, in Kirchen, in Betrieben, in Familien – wäre der Druck nie groß genug geworden, um Grenzen zu öffnen.
Ist Erinnerung „politisch“?
Ja, aber nicht parteipolitisch. Erinnerung schützt die Würde des Menschen. Sie sagt: Nie wieder Entmenschlichung, nie wieder Wegsehen.
Wie verhindere ich, dass Gedenken zur Pflichtübung wird?
Durch Beteiligung: Menschen erzählen lassen, lokale Geschichten heben, Ergebnisse sichtbar machen und in den Alltag tragen – etwa über Patenschaften für Gedenkorte.
Checkliste: So wird Ihr Text, Ihre Rede oder Ihr Unterricht zum 9. November stark
- Beginnen Sie mit einem konkreten lokalen Bezug.
- Setzen Sie beide Perspektiven: Opfer der Reichspogromnacht würdigen, Freiheitsmoment 1989 erklären.
- Halten Sie die Sprache klar: Vermeiden Sie Jargon, erklären Sie Fachwörter.
- Bauen Sie Fragen ein, die Menschen mitnehmen.
- Benennen Sie Haltung: Menschenwürde, Demokratie, Verantwortung.
- Schließen Sie mit einem Appell, der in den Alltag wirkt: zuhören, widersprechen, handeln.
Fazit: Ein Tag, der verbindet – wenn wir ihn so gestalten
Der 9. November zwingt uns, genauer hinzuschauen. Er zeigt, wie schnell eine Gesellschaft aus dem Gleichgewicht geraten kann – in die Helligkeit des Freiheitsmoments und in die Dunkelheit der enthemmten Gewalt. Wer heute erinnert, schützt morgen das Miteinander. Wer die Geschichten der Opfer erzählt und die Stimmen des Muts stärkt, hält den Kompass richtig. Genau darum lohnt es, diesen Tag nicht nur zu „begehen“, sondern aktiv zu gestalten: mit Respekt, mit Wissen – und mit dem festen Willen, dass Freiheit und Würde für alle gelten.
Wikipedia sagt dazu
- Einstieg zu Berliner Mauer (Hintergründe, Fall, Folgen). Wikipedia
- Einstieg zu Novemberpogrome 1938 (Ursachen, Ablauf, Aufarbeitung). Wikipedia
Bonus: Kurze Redevorlage (90 Sekunden)
„Heute ist der 9. November. Ein Tag, der unsere Geschichte atmet – mit Licht und mit Schatten. Wir gedenken der Jüdinnen und Juden, deren Leben, Häuser und Gebetshäuser am 9. November 1938 von einem Regime entwürdigt und zerstört wurden. Und wir erinnern an den 9. November 1989, an dem Menschen mit Mut und ohne Gewalt eine Grenze öffneten. Beides gehört zusammen: die Mahnung, nie wieder wegzusehen, und die Ermutigung, nie wieder zu schweigen. Lassen Sie uns beides tun: erinnern – und für ein Miteinander einstehen, in dem Vielfalt geschützt und Freiheit gelebt wird.“
Kompakte Zusammenfassung für Schnellleser:innen
Der 9. November ist ein doppelter Fixpunkt: Reichspogromnacht 1938 als Zivilisationsbruch, Mauerfall 1989 als Freiheitsmoment. Wer heute verantwortungsvoll erinnert, trennt Perspektiven, wählt Worte mit Sorgfalt und schafft Räume für Wissen, Empathie und Beteiligung. So wird der Tag zu mehr als einem Eintrag im Kalender – er wird zum Versprechen, die Würde des Menschen zu schützen.
Interne Struktur-Tipps (für Redaktionen & Kommunen)
- Erstellen Sie ein jährlich aktualisiertes Dossier zum 9. November: mit Zeitleiste, lokalen Geschichten und Kalender.
- Pflegen Sie eine offene Datenbank mit Gedenkorten, Projekten, Unterrichtsbausteinen.
- Bieten Sie Vorlagen an (Pressemitteilung, Rede, Social-Kacheln), damit engagierte Gruppen schnell loslegen können.
- Dokumentieren Sie Ergebnisse und verlinken Sie sie im Folgejahr – Kontinuität schlägt Einmaligkeit.
Mini-Glossar für die redaktionelle Arbeit
- Gedenken: bewusstes Erinnern mit Respekt; hat immer eine ethische Dimension.
- Erinnerungskultur: gesellschaftliche Praxis des Erinnerns; verändert sich mit Generationen und Medien.
- Zivilcourage: mutiges Handeln gegen Unrecht, ohne Gewalt.
- Ambivalenz: das Nebeneinander widersprüchlicher Bedeutungen – hier: Trauer und Freude am selben Tag.
Abschlussgedanke
Wenn wir den 9. November ernst nehmen, dann bleibt er kein Widerspruch, sondern wird zur Einladung: zur Empathie, zur Klarheit und zum Handeln. Das ist die Haltung, die Vergangenheit ehrt und Zukunft schützt.